„Unse­re Grund­steu­er hat sich vervierfacht!“

Das Ehe­paar Schmidt sitzt an sei­nem Ess­tisch, zwi­schen Akten­ord­nern und einem Aus­druck ihres neu­en Grund­steu­er­be­scheids. „Von 248 Euro auf über 1.080 Euro im Jahr – für das glei­che Grund­stück“, sagt Bernd Schmidt (65). Mit Ehe­frau Mari­on (67, Rent­ne­rin) hat­te der Kom­mu­ni­ka­ti­ons­tech­ni­ker 1990 eine Dop­pel­haus­hälf­te mit rund 180 Qua­drat­me­tern Wohn­flä­che in Kat­tern­berg gekauft. Dazu eine rund 1.000 Qua­drat­me­ter gro­ße Grün­flä­che – viel Platz für die Kin­der, den Hund und die Apfelbäume.

Was die bei­den beson­ders trifft: Der Gar­ten wird durch die Grund­steu­er­re­form wie ein Bau­grund­stück bewer­tet – mit dras­ti­schen Fol­gen. „Ich gehe in weni­gen Mona­ten in Ren­te. Das ist sehr viel Geld für uns“, so Bernd Schmidt. Zwar leg­te er Ein­spruch beim Finanz­amt ein, doch der amt­li­che Boden­richt­wert zählt: Bau­grund­stück – auch ohne Bebau­ungs­plan. „Ich darf nicht bau­en, aber zah­len soll ich wie fürs Bau­land. Das ver­steht doch kein Mensch“, sagt Schmidt. „Ich bin sau­er und enttäuscht.“

Und es kommt noch dicker: Ab 2028 soll die Grund­steu­er laut aktu­el­ler Pla­nung der Ver­wal­tung dau­er­haft um wei­te­re 25 Pro­zent stei­gen. „Wenn das durch­kommt, wird aus dem Eigen­heim zur Alters­vor­sor­ge eine ech­te finan­zi­el­le Belas­tung“, warnt Dani­el Flemm, Frak­ti­ons­vor­sit­zen­der der CDU Solin­gen und Ober­bür­ger­meis­ter­kan­di­dat. „Die Last trifft nicht nur Eigen­tü­mer – am Ende zah­len auch vie­le Mie­te­rin­nen und Mie­ter mit, über die Nebenkosten.“

War­um die Grund­steu­er plötz­lich explodiert

Seit 2025 gilt bun­des­weit ein neu­es Ver­fah­ren zur Berech­nung der Grund­steu­er. Statt ver­al­te­ter Ein­heits­wer­te flie­ßen nun aktu­el­le Boden­richt­wer­te und Markt­da­ten ein – das soll gerech­ter sein, führt aber bei vie­len Eigen­tü­me­rin­nen und Eigen­tü­mern zu teils dras­ti­schen Mehr­be­las­tun­gen. Beson­ders betrof­fen: älte­re Wohn­häu­ser mit gro­ßen Grund­stü­cken, wie im Fall von Fami­lie Schmidt.

Um trotz der Reform wei­ter­hin rund 40 Mil­lio­nen Euro Grund­steu­er­ein­nah­men zu sichern, will die Stadt Solin­gen den Hebe­satz auf 801 Pro­zent­punk­te anhe­ben – ein­heit­lich für alle. Das Pro­blem dabei: Wäh­rend Gewer­be­im­mo­bi­li­en durch die Reform oft ent­las­tet wer­den, zah­len Wohn­im­mo­bi­li­en spür­bar mehr. Die Wohn­ne­ben­kos­ten stei­gen – und mit ihnen der finan­zi­el­le Druck auf Eigen­tü­mer und Mieter.

Das Land NRW ermög­licht es Kom­mu­nen, dif­fe­ren­zier­te Hebe­sät­ze für Wohn- und Gewer­be­grund­stü­cke ein­zu­füh­ren, um Wohn­ne­ben­kos­ten zu sen­ken. Doch die Stadt Solin­gen will davon kei­nen Gebrauch machen – mit dem Ver­weis auf tech­ni­sche Hürden.

CDU legt kon­kre­ten Lösungs­vor­schlag vor

Für die CDU ist klar: „Es wäre ver­ant­wor­tungs­los, die­sen Spiel­raum unge­nutzt zu las­sen“, sagt Dani­el Flemm. „Die Grund­steu­er darf nicht zur sozia­len Schief­la­ge in unse­rer Stadt füh­ren.“ Kon­kret for­dert die CDU:

  • Ein­füh­rung dif­fe­ren­zier­ter Hebe­sät­ze ab 2026:

711 Pro­zent für Wohn­im­mo­bi­li­en, 1.048 Pro­zent für Gewer­be – auf­kom­mens­neu­tral für die Stadt, aber spür­bar ent­las­tend für rund 42.000 Haushalte.

  • Ver­zicht auf pau­scha­le Steu­er­erhö­hun­gen ab 2028:

Die geplan­te Erhö­hung um wei­te­re 25 Pro­zent ist für vie­le unzu­mut­bar. Statt­des­sen schlägt die CDU eine lang­fris­ti­ge, mode­ra­te und plan­ba­re Anpas­sung der Grund­steu­er vor – etwa über eine jähr­li­che Indi­zie­rung mit 1 bis 2 Prozent.

  • Prü­fung von Hinterland-Grundstücken:

Grund­stü­cke wie das der Fami­lie Schmidt kön­nen hel­fen, Wohn­raum zu schaf­fen. Dazu bräuch­te es aber Bebau­ungs­plä­ne für sol­che Wohn­lü­cken. Flemm: „Eine ein­fa­che Dienst­an­wei­sung vom Ober­bür­ger­meis­ter an die Ver­wal­tung reicht, um Bau­lü­cken sys­te­ma­tisch zu bewer­ten – bevor neue Flä­chen ver­sie­gelt werden.“

Dani­el Flemm ist über­zeugt: „Bochum zeigt, dass es geht – und Solin­gen kann das auch. Recht­lich ist die Ein­füh­rung dif­fe­ren­zier­ter Hebe­sät­ze mög­lich, tech­nisch eben­falls. Ent­schei­dend ist der poli­ti­sche Wil­le. Wir als CDU sind bereit, Ver­ant­wor­tung zu über­neh­men – weil es eine gerech­te­re Lösung für Solin­gen gibt.“

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Bild von Daniel Flemm

Daniel Flemm

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