Fried­rich Merz: Appell zu mehr Miteinander

Veröffentlicht am 7. Juli 2023

Mehr Demo­kra­tie wagen

„Demo­kra­tie lebt vom Ver­trau­en in alle staat­li­chen Insti­tu­tio­nen und Ver­fas­sungs­or­ga­ne. Wir wer­den daher das Par­la­ment als Ort der Debat­te und der Gesetz­ge­bung stär­ken.“ Uni­ons-Chef Fried­rich Merz zitiert in der Aus­spra­che zum Beschluss des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts vor dem Deut­schen Bun­des­tag aus dem Koali­ti­ons­ver­trag der Bun­des­re­gie­rung. Er macht deut­lich, dass das Urteil die Kon­se­quenz aus der Hand­lung der Bun­des­re­gie­rung über die ver­gan­ge­nen 18 Mona­te ist: „Sie haben die­ses Par­la­ment zu einem Ort der Debat­ten­ver­wei­ge­rung und zu einem Ort des Durch­peit­schens von Geset­zen gemacht. Sie haben nicht Ver­trau­en gewon­nen. Son­dern wir alle haben als Insti­tu­ti­on Ver­trau­en in Deutsch­land ver­lo­ren.“ CDU und CSU appel­lie­ren, die Rech­te des Bun­des­ta­ges künf­tig mehr zu achten.

Es geht um die Metho­de der Bun­des­re­gie­rung, kri­ti­siert Merz. Denn alle Mit­glie­der des Deut­schen Bun­des­tags haben ein Recht, an Bera­tun­gen teil­zu­neh­men und in der Sache ange­hört zu wer­den. Die Gesetz­ge­bun­gen sind der­zeit aber zu oft unge­nü­gend, die Ver­fah­ren „für eine Demo­kra­tie unwürdig“.

Regie­rung ist im per­ma­nen­ten Krisen-Modus

Gesetz­ge­bung muss manch­mal schnell sein, gesteht der CDU-Chef der Bun­des­re­gie­rung zu. „Das gilt vor allem für Kri­sen.“ Bei den aller­meis­ten Geset­zen der letz­ten ein­ein­halb Jah­re ging es aber nicht um Kri­sen des Landes.

In den letz­ten Jahr­zehn­ten ist rund jedes sechs­te Gesetz mit Frist­ver­kür­zung ver­ab­schie­det wor­den, rech­net Merz vor. „Im letz­ten Jahr – coro­nabe­dingt – jedes zwei­te. In die­sem Jahr – ohne eine exter­ne Kri­se – wer­den drei von vier Geset­zen die­ser Koali­ti­on nicht mehr mit der Ein­hal­tung der per Geschäfts­ord­nung und in Geset­zen vor­ge­se­he­nen Fris­ten bera­ten. Das ist eine Miss­ach­tung des Par­la­men­tes, die es in die­ser Dimen­si­on in der Geschich­te des Deut­schen Bun­des­tags noch nicht gege­ben hat.“

Respekt­lo­sig­keit und Akte der Unfreundlichkeit

Merz macht klar deut­lich: Die Regie­rung hat die Sitz­ord­nung im Bun­des­tag geän­dert – ohne Rück­sicht auf die Uni­on. Eine Wahl­rechts­re­form wur­de „mit der Mehr­heit gegen die Min­der­heit durch­ge­setzt“, wo frü­her immer mit­ein­an­der ent­schie­den wur­de. „Das ist ein ein­ma­li­ger Vor­gang, der das Kli­ma in die­sem Hau­se ver­gif­tet hat, bis zum heu­ti­gen Tag.“

Die Ein­set­zung eines Unter­su­chungs­aus­schus­ses wur­de faden­schei­nig abge­lehnt. Gegen ein im Grund­ge­setz ver­ein­bar­tes Quo­rum. Der Bun­des­kanz­ler beant­wor­tet in der Fra­ge­stun­de nicht die gestell­ten Fra­gen; er belehrt statt­des­sen die Fra­ge­stel­ler, sie wür­den die fal­schen Fra­gen stel­len. „Das ist ein Aus­druck der Respekt­lo­sig­keit dem Deut­schen Bun­des­tag gegen­über, der voll­kom­men inak­zep­ta­bel ist.“

Uni­on for­dert kon­struk­ti­ve Debat­te zum Heizungsgesetz
Die Ent­schei­dung des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts zur Nicht­be­fas­sung des Hei­zungs­ge­set­zes galt der Form, stellt Merz fest. Aber die Form bestimmt auch den Inhalt. Des­halb ist es sinn­voll, auch über die Inhal­te neu zu debat­tie­ren. Merz kri­ti­siert scharf: „Wenn Sie jetzt schon für die nächs­te Sit­zungs­wo­che des Deut­schen Bun­des­tags im Sep­tem­ber die­ses Gesetz in unver­än­der­ter Form auf die Tages­ord­nung set­zen, dann ist das ein wei­te­rer Aus­druck von Respekt­lo­sig­keit und Igno­ranz dem Deut­schen Bun­des­tag gegen­über.“ Die Bun­des­re­gie­rung ver­wei­gert sich damit den Dis­kus­sio­nen in der Sache.

Appell zum Miteinander

Wie ster­ben Demo­kra­tien, frag­te vor 4 Jah­ren Timo­thy Sny­der. Sei­ne Ant­wort: Ein­grif­fe in das Wahl­recht. Will­kür­li­che Miss­ach­tung der Rech­te von Min­der­hei­ten. „Die Qua­li­tät einer Demo­kra­tie zeigt sich nicht dar­in, ob die Mehr­heit jeder­zeit ihre Rech­te durch­setzt“, stellt Merz dazu fest. „Die Qua­li­tät einer Demo­kra­tie zeigt sich dar­in, ob die Mehr­heit Respekt und Ach­tung vor den Rech­ten der Min­der­heit hat.“

„Las­sen Sie uns die­se Som­mer­pau­se nut­zen“, for­dert Merz in Rich­tung der Ampel-Par­tei­en. „Ich möch­te Ihnen anbie­ten, dass wir über die Som­mer­fe­ri­en ein­mal in aller Ruhe dar­über nach­den­ken, wie wir gemein­sam dazu bei­tra­gen kön­nen, dass das Ver­trau­en der Bevöl­ke­rung in den Deut­schen Bun­des­tag wie­der gestärkt wird. Las­sen Sie uns einen Augen­blick inne­hal­ten. Las­sen Sie uns dar­über nach­den­ken, wie wir die Arbeit zwi­schen der Oppo­si­ti­on und der Regie­rung, zwi­schen der Mehr­heit und der Min­der­heit im Par­la­ment so gestal­ten kön­nen, dass wie­der eine Mehr­heit der Bür­ge­rin­nen und Bür­ger Ver­trau­en in die Funk­ti­ons­fä­hig­keit unse­rer Demo­kra­tie fast.“ Das, so Merz, sind die Abge­ord­ne­ten der Demo­kra­tie, dem Land und den Men­schen schuldig.

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