Fak­ten­check: Zen­trum für ver­folg­te Künste

Eine Medi­en­mit­tei­lung der Frak­ti­on der CDU im Rat der Stadt Solin­gen vom 30. Janu­ar hat öffent­li­che Reak­tio­nen her­vor­ge­ru­fen. Sowohl der Ober­bür­ger­meis­ter der Stadt bzw. des­sen Spre­cher sowie die Frak­ti­on der Grü­nen haben ihrer­seits Infor­ma­tio­nen ver­öf­fent­licht, die nicht akku­rat und in Tei­len schlicht­weg unwahr sind. Daher möch­te die CDU-Frak­ti­on hier­mit die Fak­ten klarstellen.

Behaup­tung 1: Die Solin­ger Poli­tik war über die Plä­ne fürs Zen­trum für ver­folg­te Küns­te informiert.

Fakt: Am 24. Novem­ber 2022 fand eine Sit­zung des Auf­sichts­ra­tes sowie nach­ge­la­gert eine Sit­zung der Gesell­schaf­ter­ver­samm­lung des Zen­trums für ver­folg­te Küns­te statt. An bei­den Sit­zun­gen nah­men die­sel­ben Per­so­nen teil, wenn auch in ent­spre­chend unter­schied­li­chen Funk­tio­nen. Als ein­zi­ges CDU- Rats­mit­glied war Falk Dorns­ei­fer als Mit­glied der Gesell­schaf­ter­ver­samm­lung durch den LVR anwe­send. CDU-Rats­mit­glied Sebas­ti­an Haug MdL war zu der Sit­zung des Auf­sichts­rats ent­schul­digt, da er an der zeit­glei­chen Ple­nar­sit­zung des nord­rhein-west­fä­li­schen Land­ta­ges in Düs­sel­dorf teilnahm.

In der Sit­zung wur­de die Stu­die von ingen­ho­ven asso­cia­tes GmbH vor­ge­stellt, die im März 2022 vom Zen­trum für ver­folg­te Küns­te in Auf­trag gege­ben wur­de, jedoch von LVR und Stadt finan­ziert ist. Die­se Stu­die klärt die Mach­bar­keit eines Aus- und Umbaus des Gebäu­des an der Wup­per­ta­ler Stra­ße bei einem geschätz­ten Kos­ten­rah­men von 28 Mil­lio­nen Euro. In die­ser Sit­zung habe OB Kurz­bach erklärt, dass die Stadt Solin­gen den Bau errich­ten und finan­zie­ren wolle.

Der Aus­schuss für Kul­tur, Stadt­mar­ke­ting und Tou­ris­mus (AKST) als zustän­di­ger Fach­aus­schuss des Stadt­ra­tes hat­te seit März 2022 kei­ne Debat­te oder Infor­ma­ti­on zu den Plä­nen des Zen­trums für ver­folg­te Küns­te auf der Tages­ord­nung. Die Ver­wal­tung hat kei­ner­lei Infor­ma­tio­nen im öffent­li­chen oder nicht-öffent­li­chen Teil des Aus­schus­ses vor­ge­legt. Damit lagen auch den Frak­tio­nen kei­ne offi­zi­el­len Infor­ma­tio­nen zu der Sache vor. Der Absichts­er­klä­rung des Ober­bür­ger­meis­ters lag also kein Beschluss eines poli­ti­schen Gre­mi­ums der Stadt Solin­gen zu Grunde.

Fazit: Der Auf­sichts­rat des Zen­trums für ver­folg­te Küns­te ist kein poli­ti­sches Gre­mi­um. Der zustän­di­ge Fach­aus­schuss des Stadt­ra­tes wur­de nicht über die Plä­ne unter­rich­tet und zu kei­nem Zeit­punkt von der Ver­wal­tung beteiligt.



Behaup­tung 2: Ver­tre­ter der CDU hät­ten ihre Frak­ti­on aus der Auf­sichts­rats­sit­zung unter­rich­ten müssen.

Fakt: Auf­sichts­rats­sit­zun­gen und Gesell­schaf­ter­ver­samm­lun­gen tagen nicht-öffent­lich. Das heißt, dass die Anwe­sen­den grund­sätz­lich einer Ver­schwie­gen­heits­pflicht unter­lie­gen und nicht öffent­lich dar­über berich­ten dür­fen. Für den Auf­sichts­rat einer gGmbH wie bei Zen­trum für ver­folg­te Küns­te, ergibt sich aus § 52 (1) GmbHG in Ver­bin­dung mit §§ 116, 93 (1) 2 AktG eine grund­sätz­li­che Ver­schwie­gen­heits­pflicht der Mit­glie­der des Auf­sichts­ra­tes. Die­se gilt im Grund­satz auch gegen­über ihrer Frak­ti­on.
Inner­halb der Frak­ti­on bewe­gen sich Mit­glie­der aus sol­chen Auf­sichts­gre­mi­en daher oft auf einer dün­nen Linie. Die Gemein­de­ord­nung NRW regelt die Infor­ma­ti­ons­rech­te der Gemein­de gegen­über Ein­rich­tun­gen wie dem Zen­trum für ver­folg­te Küns­te in § 113. Dort wird jedoch nur der Rat als Adres­sat von Infor­ma­ti­ons­rech­ten geführt, nicht die Frak­tio­nen. Dem­entspre­chend muss ein Auf­sichts­rats­mit­glied nach eige­nem Ermes­sen beur­tei­len, ob die Inhal­te aus den nicht-öffent­li­chen Sit­zun­gen von legi­ti­mem Inter­es­se der Öffent­lich­keit, zumin­dest der Ratsfraktion lie­gen. Initia­tiv – also ohne Beschluss des Auf­sichts­ra­tes selbst – aus Auf­sichts­rats­sit­zun­gen zu berich­ten, ist jedoch nach all­ge­mei­ner juris­ti­scher Auf­fas­sung nicht rat­sam, da sich Auf­sichts­rä­te sonst in Haf­tungs­schwie­rig­kei­ten brin­gen. Aus § 113 (5) der Gemein­de­ord­nung NRW hin­ge­gen ergibt sich, dass der Ober­bür­ger­meis­ter als obers­ter Ver­tre­ter der Stadt „den Rat über alle Ange­le­gen­hei­ten von beson­de­rer Bedeu­tung früh­zei­tig zu unter­rich­ten“ hat.

Wären die Plä­ne des Zen­trums für ver­folg­te Küns­te durch die Pres­se oder Bera­tung im Rat dahin­ge­hend öffent­lich gewor­den, hät­te aus der Auf­sichts­rats­sit­zung in die­sem Punkt in der Frak­ti­on berich­tet wer­den dür­fen. Die Plä­ne wur­den jedoch erst durch eine Vor­la­ge für die Sit­zung des LVR- Kul­tur­aus­schus­ses am 23. Janu­ar öffent­lich. Zwar hät­te auch schon frü­her aus der Auf­sichts­rats­sit­zung inner­halb der Frak­ti­on berich­tet wer­den kön­nen, jedoch bestün­de für die berich­ten­de Per­son dann das Risi­ko, ggf. gegen ihre Ver­schwie­gen­heits­pflicht ver­sto­ßen zu haben. Die Ver­ant­wor­tung für die Infor­ma­ti­ons­pflicht liegt aus Sicht der CDU daher ganz klar beim Ober­bür­ger­meis­ter, der die Absichts­er­klä­rung in der Auf­sichts­rats­sit­zung abge­ge­ben hat.

Fazit: Infor­ma­tio­nen aus dem Auf­sichts­rat zu tei­len, ist eine juris­tisch und poli­tisch heik­le Ange­le­gen­heit. Eine Infor­ma­ti­ons­pflicht von Auf­sichts­rä­ten gegen­über einer Frak­ti­on ist jedoch in kei­ner juris­ti­schen Les­art zu fin­den. Die Gemein­de­ord­nung NRW ver­pflich­tet den Ober­bür­ger­meis­ter, den Rat zu informieren.



Behaup­tung 3: Im Auf­sichts­rat des Zen­trums für ver­folg­te Küns­te wird die Zukunft des Stand­or­tes an der Wup­per­ta­ler Stra­ße diskutiert.

Fakt: Der Auf­sichts­rat und die Gesell­schaf­ter­ver­samm­lung des Zen­trums für ver­folg­te Küns­te haben kei­ne recht­li­che Zustän­dig­keit, wenn es um den Aus- oder Umbau des alten Grä­f­ra­ther Rat­hau­ses geht, das das Solin­ger Kunst­mu­se­um sowie das Zen­trum für ver­folg­te Küns­te behei­ma­tet. Das Gebäu­de ist Eigen­tum der Kunst­mu­se­um Solin­gen Grund­stücks­ver­wal­tungs­ge­sell­schaft mbH, die wie­der­um 100%- städ­ti­sches Eigen­tum ist. Als fak­ti­sche Eigen­tü­me­rin ist die Stadt somit für alle grö­ße­ren bau­li­chen Maß­nah­men am Stand­ort ver­ant­wort­lich. Das zustän­di­ge Auf­sichts­gre­mi­um hier­für ist der Solin­ger Stadt­rat mit sei­nen Aus­schüs­sen und dem Haus­halts­recht. Der Rat ist das obers­te Wil­lens- und Beschluss­or­gan der Stadt Solin­gen. Nur er kann über die finan­zi­el­len Mit­tel für den Aus- und Umbau des Stand­or­tes ent­schei­den. Der AKST trägt als Fach­gre­mi­um zur Ent­schei­dungs­fin­dung des Rates bei.

Fazit: Die Debat­te um Inves­ti­tio­nen am Stand­ort gehört in den Stadt­rat und sei­ne Ausschüsse. 



Behaup­tung 4: Die CDU kri­ti­siert die Plä­ne zum Aus- und Umbau des alten Grä­f­ra­ther Rat­hau­ses für das Zen­trum für ver­folg­te Künste.

Fakt: Die CDU kri­ti­siert das Ver­spre­chen des Ober­bür­ger­meis­ters, dass die Stadt wil­lens und in der Lage sei, den Bau des Zen­trums für ver­folg­te Küns­te zu errich­ten und zu finan­zie­ren. Inves­ti­tio­nen in zwei­stel­li­ger Mil­lio­nen­hö­he, zu denen die Stadt selbst bei groß­zü­gi­ger För­de­rung von Land und Bund selbst noch einen Mil­lio­nen­be­trag als Eigen­be­tei­li­gung finan­zie­ren müss­te, sind kein ein­fa­ches Unter­fan­gen für eine Kom­mu­ne in der Haus­halts­si­che­rung. Das Haus­halts­recht der Stadt Solin­gen liegt beim Stadt­rat und nicht beim Ober­bür­ger­meis­ter. Dem­entspre­chend kann nur der Stadt­rat der­ar­ti­ge Absichts­er­klä­run­gen abgeben.

Die CDU hat sich also nicht gegen Plä­ne fürs Zen­trum für ver­folg­te Küns­te aus­ge­spro­chen, son­dern zunächst das Vor­ge­hen des Ober­bür­ger­meis­ters kri­ti­siert sowie ers­te Bedin­gun­gen for­mu­liert, unter denen sie die Plä­ne mit­tra­gen wür­de. Die­se betref­fen unter ande­rem die Zukunft des Kunst­mu­se­ums Solin­gen. Die CDU-Frak­ti­on hat noch kei­ne abschlie­ßen­de Posi­ti­on zu den Plä­nen – es gibt schließ­lich auch noch kei­ne Debat­te dazu in den Gre­mi­en unse­rer Stadt.

Fazit: Die CDU kri­ti­siert die Miss­ach­tung der Gre­mi­en unse­rer Stadt durch den Ober­bür­ger­meis­ter. Bevor sich die CDU zu den Plä­nen des Zen­trums für ver­folg­te Küns­te abschlie­ßend posi­tio­nie­ren wird, for­dert sie zunächst Klä­rung diver­ser offe­nen Fragen.



Behaup­tung 5: Die Kri­tik der CDU ist ein Wahlkampfmanöver.

Fakt: Die nächs­te Kom­mu­nal­wahl in Solin­gen steht im Sep­tem­ber 2025 an. Bis dahin sind es noch über zwei­ein­halb Jah­re. Die Kri­tik der CDU bezieht sich auf die feh­len­den Infor­ma­tio­nen sei­tens der Stadt­ver­wal­tung, der der Ober­bür­ger­meis­ter vor­steht, an die zustän­di­gen Gre­mi­en. Die Kri­tik bezieht sich also dar­auf, dass der Rat der Stadt Solin­gen und sei­ne Gre­mi­en ihrer gesetz­li­chen Kon­troll­funk­ti­on (vgl. §§ 41, 55, 62 Absatz 2 Gemein­de­ord­nung NRW) nicht nach­kom­men kön­nen, wenn von der Ver­wal­tung kei­ne Infor­ma­tio­nen dazu vor­ge­legt werden.

Fazit: Wer Kri­tik am Ober­bür­ger­meis­ter als Wahl­kampf­ma­nö­ver abtut, scha­det dem demo­kra­tisch- poli­ti­schen Dis­kurs in unse­rer Stadt.

Hier gibt es die Medi­en­mit­tei­lung im Ori­gi­nal: Fak­ten­check: Zen­trum für ver­folg­te Künste

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